24.06.2024

Seit zehn Jahren pflegt die Aargauer Konferenz der Religionen den interreligiösen Dialog zur Zufriedenheit aller Partner.
Miteinander sprechen, nicht übereinander

Von Eva Meienberg

  • Die AKoRel hat im Mai ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert.
  • Die Konferenz dient vor allem dem niederschwelligen Austausch zwischen den Religionsgemeinschaften im Aargau.
  • Während der Pandemie, bei antimuslimischen oder antisemitischen Vorfällen haben sich die Partner gegenseitig unterstützt.

Es hat nicht lange gedauert, bis sich am 7. Oktober 2023 nach dem Terrorangriff der Hamas in Israel die Kollegen der Aargauer Konferenz der Religionen (AKoRel) bei Raphael Weisz gemeldet haben. Raphael Weisz vertritt darin die Israelitische Kultusgemeinde Baden. Ebenfalls dabei sind der Verband der Aargauer Muslime, das Römisch-Katholische Bischofsvikariat der Bistumsregion St. Urs und die drei öffentlich-rechtlich anerkannten christlichen Landeskirchen: die Römisch-katholische, die Reformierte und der Christkatholische.

Nach den Solidaritätsbekundungen hätten sie sich gemeinsam darauf verständigt, kein Statement zum Terrorangriff zu verfassen. «Wir machen keine internationale Politik», sagt Raphael Weisz. Die Konferenz kümmere sich um regionale Themen. So geschehen, als am 31. Dezember 2023 auf die Mimar Sinan-Moschee in Buchs ein Farbanschlag verübt wurde. Damals veröffentlichte die AKoRel umgehend ein Statement und solidarisierte sich mit dem Verband der Aargauer Muslime. «Es war wertvoll, die Solidarität der anderen Religionsgemeinschaften zu spüren», sagt Halit Duran. Er ist der Präsident des Verbandes der Aargauer Muslime und vertritt nach eigenen Angaben die Mehrheit der organisierten, religiös praktizierenden Musliminnen und Muslime im Kanton Aargau.

Solidarische Stimmen, die nicht schweigen

«Solidaritätsbekundungen tun gut», sagt Raphael Weisz und spielt auf die Stellungnahme an, welche die Aargauer Muslime nach der Messerattacke auf einen jüdischen Mann am 2. März 2024 in Zürich veröffentlicht haben. «Es ist wichtig, eine solidarische Stimme zu hören.» Auch wenn er wisse, dass es viele Menschen gebe, die die Tat verurteilen aber dazu schwiegen, sagt Raphael Weisz. Ein Statement brauche Mut, damit mache man sich bei Menschen mit extremen Ansichten angreifbar.

Am 23. Mai feierte die Aargauer Konferenz der Religionen im Grossratsgebäude in Aarau ihr zehnjähriges Jubiläum. Regierungsrat Alex Hürzeler betonte in seiner Ansprache die Wichtigkeit der Religionsgemeinschaften für das Zusammenleben im Kanton Aargau. Die Religionsgemeinschaften hülfen bei der Integration der Menschen, schafften viele kulturelle Leistungen und vermittelten wichtige gesellschaftliche Werte. Diesen Gemeinschaften werde die Religionsfreiheit gewährt. Gleichzeitig erwarte man von ihnen, dass sie die rechtsstaatlichen Regeln einhielten.

Türöffner für nicht öffentlich-rechtlich anerkannte Religionsgemeinschaften

Die AKoRel will das friedliche Zusammenleben der Angehörigen und Mitglieder der verschiedenen Religionen im Aargau fördern. Dazu gehört auch der Kontakt mit staatlichen Institutionen und der Austausch mit ihnen über religiöse Themen. «Die AKoRel ist ein Beispiel, das zeigt, wie verschiedene Religionsgemeinschaften gut zusammenleben können», sagt Halit Duran. Für seine Religionsgemeinschaft, die nicht öffentlich-rechtlich anerkannt ist, sei die Mitgliedschaft in der Konferenz ein Türöffner. Der Austausch gerade mit staatlichen Akteuren wäre andernfalls viel schwieriger. Besonders während der Pandemie war Halit Duran froh, dass er sich bezüglich der Schutzkonzepte mit seinen AKoRel-Kollegen absprechen konnte. Es habe ihm Sicherheit gegeben, dass er sich an den Schutzkonzepten der anderen Religionsgemeinschaften habe orientieren können.

Ausserdem organisierte die AKoRel mehrere Religionsforen an Aargauer Kantonsschulen. Die Mittelschülerinnen und Mittelschüler beschäftigten sich mit Themen wie: Extremismus und Radikalismus, Musik und Religion, Bioethik, Dialog zwischen Judentum, Christentum und Islam und der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern.

An die Jubiläums-Feier war auch Samuel Schmid, Chef der Armeeseelsorge, eingeladen. Zusammen mit dem jüdischen Seelsorger, Zsolt Balkanyi, und Muris Begovic, dem muslimischen Seelsorger, berichteten sie von ihren Aufgaben in der Armee. 2020 haben erstmals freikirchliche und 2022 jüdische und muslimische Seelsorgende den Lehrgang für die Armeeseelsorge absolviert. Damit lieferten die Referenten ein weiteres Beispiel für das konstruktive Miteinander verschiedener Religionsgemeinschaften zu Gunsten der Schweizer Bevölkerung.

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