20.02.2015

Fastenkampagne gegen den Klimawandel

Von Andreas C. Müller

«Weniger für uns. Genug für alle», so der Slogan der diesjährigen ökumenischen Kampagne, die mit Blick auf die diesjährige Fastenzeit von den kirchlichen Hilfswerken Fastenopfer und Brot für alle lanciert wurde. Im Kern geht es um den Klimawandel, unsere Verantwortung daran und die Folgen für die Landwirtschaft bei uns und in den Ländern des Südens.

Pflanzen brauchen zum Wachsen fruchtbaren Boden, Wasser, Sonne und Wärme – und das alles in der richtigen Menge, im richtigen Verhältnis und zur richtigen Zeit. Dieses Gefüge bringt der Klimawandel durcheinander. Es ist zu heiss, es ist zu trocken, dann wieder regnet es zu viel, zu heftig und zum falschen Zeitpunkt. Die Auswirkungen auf den Anbau von Grundnahrungsmitteln wie Reis, Weizen und Mais sind dramatisch. Die globale Ernährungssicherheit ist in Gefahr. Der Weltklimarat geht davon aus, dass in einigen afrikanischen Ländern die Mehrheit der Bäuerinnen und Bauern, die auf Regen als Bewässerung angewiesen sind, im Jahr 2020 nur noch halb so viel ernten können wie heute. Das ist in fünf Jahren. In Südasien ist die Reisproduktion bedroht und weltweit droht die Weizenernte um fast die Hälfte zurückzugehen.

Opfer und Täter gleichermassen
Kein Zweifel: Die Landwirtschaft ist Opfer des Klimawandels. Doch sie ist auch «Täter»: über 30 Prozent der menschengemachten Treibhausgase gehen auf ihr Konto. Wenn Wälder gerodet und Hochmoore trocken gelegt werden, um neues Ackerland zu gewinnen; wenn aus Erdöl produzierter Kunstdünger massenhaft auf die Felder gelangt; wenn schwere Maschinen den Boden umpflügen und Pflanzengifte aus Flugzeugen versprüht werden, dann ist die Landwirtschaft Klimakiller Nummer eins. Nach der Ernte geht es weiter: Weitere 10 Prozent der Treibhausgase werden durch Verarbeitung, Transport, Kühlung, Erhitzung, Zubereitung und Entsorgung von Lebensmitteln verursacht. Konsum und Produktion von Rind-, Schweine- und Pouletfleisch fallen dabei besonders ins Gewicht: 80 Prozent der Emissionen aus der Landwirtschaft werden durch die Fleischproduktion verursacht.

Genügend zu Essen trotz Klimawandel
Wirbelstürme, Überschwemmungen, Dürren – die Folgen des Klimawandels bedrohen in bereits Millionen Menschen. Brot für alle und Fastenopfer fordern als Mitglieder der Klimaallianz mit einer Petition an Bundesrätin Leuthard, dass die Schweiz ihre Treibhausgase stärker reduziert und sich an der Finanzierung von Klimaschutzmassnahmen im Süden beteiligt. Noch immer werden rund 70 Prozent der Lebensmittel von Bäuerinnen und Bauern in Handarbeit und mit traditionellem Wissen hergestellt, für den lokalen Markt und die eigene Versorgung. Doch auch wenn sie wenig zum Klimawandel beitragen, sind die kleinen Betriebe seinen Folgen oft schutzlos ausgeliefert. In Entwicklungsländern kommen weder der Staat noch private Versicherungen für den Verlust der Ernte durch Überschwemmungen auf. Wer bereits am Rand des Existenzminimums lebt, steht auch bei kleineren Verlusten schnell vor dem Nichts.

Es gibt Alternativen
Um sich gegen die Risiken des Klimawandels zu wappnen, schöpfen schon jetzt viele Kleinbetriebe aus dem reichen Fundus der ökologischen Landwirtschaft. Sie experimentieren mit lokalen Saatgutsorten, die sie an die veränderten Regenzeiten anpassen. Sie pflanzen Obstbäume, die gleichzeitig Schatten spenden, den Boden vor dem Austrocknen und vor Erosion schützen. Das Pflegen des fruchtbaren Bodens ist das A und O einer klimafreundlichen Landwirtschaft. Zudem fördern heute die Rahmenbedingungen eine Landwirtschaft, die so schnell und so viel wie möglich mit möglichst wenig Arbeit produziert. Dafür werden natürliche Kreisläufe in Einzelteile zerlegt, rationalisiert und einer industriellen Logik unterworfen. Soll hier etwas ändern, muss auch die Handelspolitik der Staaten, die Preispolitik von Lebensmittelkonzernen und die Einkaufspolitik der Supermärkte sowie unser Konsumverhalten ändern. Nur dann können bäuerliche Betriebe gesunde Lebensmittel herstellen, die Artenvielfalt erhalten und dem Klimawandel entgegenwirken.

Tina Goethe, Brot für alle

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