08.02.2016

Fünf Papamobile und 500 Soldaten

Von kath.ch/Andreas C. Müller

Nach Johannes Paul II. und Benedikt dem XVI. reist am Frreitag, 12. Februar, nun auch Papst Franziskus nach Mexiko. Angesichts des dort wütenden Drogenkriegs trifft die Regierung hohe Sicherheitsvorkehrungen. Insbesondere, weil Franziskus als volksnah gilt und sich bewusst an die Ränder der Gesellschaft wagt.

«Der Papst muss die mexikanische Realität kennenlernen», erklärte der Bischof von Saltillo der Zeitung «La Jornada» mit Blick auf den bevorstehenden Beuch des Oberhaupts der Römisch-Katholischen Kirche. Man könne Franziskus natürlich schon Tänzer und Musikgruppen präsentieren. Wichtiger sei es aber, dass er um die wahren Probleme in Mexiko wisse und wie die Menschen dort leben. Dass in Mexiko ein blutiger Drogenkrieg tobt, wird der Papst in der von den Drogenkartellen besonders umkämpften Unruheprovinz Michoacan besonders spüren. Zusätzlich zu den ohnehin umfangreichen Sicherheitsmassnahmen werden dort 500 Soldaten für seinen Schutz sorgen. Weiter wird Franziskus in Mexiko insgesamt fünf Papamobile nutzen, um rund 400 Kilometer Wegstrecke auf den Strassen Mexikos zurückzulegen. Dies ist notwendig, weil die knappe Zeit nicht ausreicht, um die weissen Fahrzeuge von einem in den anderen Bundesstaat zu verlegen und sie einer ausreichenden Sicherheitskontrolle zu unterziehen.

Treffen mit Angehörigen des Studentenmassakers
Die Familienangehörigen der seit zwei Jahren vermissten 43 Studenten aus Iguala dürfen auf eine Begegnung mit Franziskus hoffen. Der päpstliche Nuntius in Mexiko, Erzbischof Christophe Pierre, erklärte, während des Gottesdienstes am 17. Februar in Ciudad Juarez gebe es die Möglichkeit für ein kurzes informelles Treffen. Der Fall von Iguala hatte weltweit Aufsehen erregt: Im September 2014 waren 43 Studenten der Lehrerausbildungsstätte «Raul Isidro Burgos» entführt und vermutlich ermordet worden. Die Hintergründe sind bis heute nicht geklärt.

Konfrontation mit Missbrauchsopfern
Auf der Agenda des Papstbesuchs stehen wird auch der unlängst publik gewordene Missbrauchsskandal, den ein katholischer Geistlicher zu verantworten hat. Wie das Kinderschutz-Netzwerk «Foro Oaxaqueno de la Ninez», behauptet, sind mehr als 100 indigene Kindern und Jugendliche missbraucht worden. Der Fall erinnert in seiner Dimension an den Skandal um Marcial Maciel Degollado (1920-2008). Der mexikanische Gründer des Ordens der Legionäre Christi missbrauchte Minderjährige sexuell, zeugte mit zwei Frauen drei Kinder und beging weitere schwere Verfehlungen. In der mexikanischen Öffentlichkeit wurde Marcial Maciel Degollado zur negativen Symbolfigur für die Kirche. Franziskus weiss, dass das bis heute nachwirkt und er auch auf Proteste gefasst sein muss. Lokalen Medien zufolge wird das Kirchenoberhaupt aus Argentinien jedenfalls mit Missbrauchsopfern katholischer Geistlicher zusammentreffen.

Gast in der gefährlichsten Stadt der Welt
Gleich wohl darf sich der Papst auf seiner Mexikoreise auf ein Heimspiel freuen. 82 Prozent der mexikanischen Bevölkerung (insgesamt 120 Millionen) sind Katholiken. Die Bedeutung der Religion ist insbesondere in ländlichen Regionen nach wie vor ungebrochen. Nach seiner Ankunft in Mexiko City am Freitag, 12. Februar, reist der Papst am Sonntag weiter nach Ecatepec, bevor er im Bundesstaat Chiapas Station in San Christobal de Las Casas und Tuxtla Gutiérrez macht. Weiter geht es am Dienstag nach Morelia, der Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Michoacan. An seinem letzten Tag ist der Papst in Ciudad Juarez zu Gast. Die Metropole an der Grenze zu den USA gilt als die gefährlichste Stadt der Welt. Statistisch wird dort alle drei Stunden ein Mensch ermordet. In Ciudad Juarez wird Franziskus ein Gefängnis besuchen. US-Katholiken aus der texanischen Grenzstadt El Paso können den Gottesdienst, den der Papst im mexikanischen Ciudad Juarez feiert, auf einer Grossbildleinwand im örtlichen Football-Stadion «Sun Bowl» mitverfolgen.

 

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