14.10.2015

So funktioniert Solidarität

Von Martin Brunner-Artho, Missio / mca

Einmal im Jahr, am vorletzten Sonntag im Oktober, unternimmt die gesamte katholische Kirche eine gemeinsame grosse Solidaritätsaktion. Am Weltmissionssonntag am 18. Oktober 2015 wird in allen 2982 Bistümern der Welt eine Sammlung für die finanzschwächeren Ortskirchen durchgeführt.

Das Besondere an der Solidaritätsaktion ist, dass sich auch die Bistümer in armen Ländern daran beteiligen, denn Solidarität schliesst immer alle ein. Denn in einer Kirche, die sich die Geschwisterlichkeit auf ihre Fahnen schreibt, sind alle Glieder entsprechend ihren Möglichkeiten in Pflicht genommen.

Zum Beispiel Bangladesch
Die Sammlung im Oktober findet auch in Ländern wie Bangladesch statt. Und es ist erstaunlich, was die wenigen katholischen Christen in Bangladesch im vergangenen Oktober sammelten: 6301 Dollar. Wenn man bedenkt, wie es um dieses Land steht, dann ist das ein grossartiges Zeichen weltkirchlicher Solidarität. Bangladesch ist kein Einzelfall. Die afrikanischen Diözesen haben ihre Kollekten am Weltmissionssonntag in den vergangenen fünf Jahren sogar verdoppelt! In Lateinamerika, Afrika, Asien und Ozeanien liegen die Bistümer, die Anträge für ihre pastoralen und sozialen Projekte einreichen können. Auch Bangladesch ist unter diesen und erhält ein Vielfaches ihrer eigenen Sammlung. Das ist gut so. Denn ein Partnerbistum, das bereit ist, seinen eigenen Teil beizutragen, ist es wert, unterstützt zu werden.

Partnerin nicht Patin
Es gibt noch einen zweiten, wichtigen Grundsatz in diesem Solidaritätswerk der Kirche. Missio Schweiz hat selber kein einziges Projekt, auch wenn sie solche vermittelt. Alle Projektanträge, die bei Missio Schweiz eintreffen, werden mit einem netten Brief abgewiesen und die Antragsteller an die Kirche vor Ort weiterverwiesen. Der Grund liegt darin, dass die Menschen und ihre Bischöfe vor Ort besser wissen, was am notwendigsten ist. Sie kennen nicht nur die Sorgen und Nöte der Menschen am besten, sondern auch die lokalen Verhältnisse, Risiken und Chancen. Sie verantworten die Projekte, Missio gibt ihnen die nötigen Mittel dazu.

Mehr als eine Sammelaktion
Der Monat der Weltmission ist mehr als eine Sammelaktion. Das zeigt die Gastkirche Bolivien, die dieses Jahr im Fokus des Missionsmonats steht. Missio in Bolivien fördert besonders die Jugendorganisation Infanzia y Adolecencia Misionera (IAM), die in vielen Pfarreien beheimatet ist, ähnlich wie Missio Schweiz das Sternsingen fördert. Missio hat erkannt, dass die Jugendorganisation den Pfarreien Leben verleiht und die Zukunft der Kirche prägen werden. Das Ziel des Weltmissionsmonats ist, einander beizustehen und der Kirche gegenseitig Leben zu verleihen. Denn die Weltkirche ist eine Glaubens-, Solidar- und Lerngemeinschaft.

 

Kollekte am Weltmissionssonntag 2015
Die Kollekte vom Weltmissionssonntag wird weltweit in allen Pfarreien aufgenommen. Weil sie überall durchgeführt wird, durchbricht sie das Verhältnis von Gebenden und Nehmenden und macht aus der Kirche eine Solidargemeinschaft. Das Geld fliesst in einen zentralen Solidaritätsfonds. Dieser ermöglicht die gerechte Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel, weil daraus gezielt die ärmsten Kirchen unterstützt werden. In Bolivien, dem Gastland im Weltmissionsmonat, sind dies die fünf Apostolischen Vikariate. Apostolische Vikariate sind Diözesen im Aufbau. Der Solidaritätsfonds von Missio garantiert besonders denen Hilfe, die keine direkte Verbindung zu den reichen Kirchen haben. Deshalb darf die jährliche Kollekte am Weltmissionssonntag nicht für pfarreieigene Projekte aufgenommen werden.

 

Das Gebet aus Bolivien wurde speziell für den Weltmissionsmonat 2015 geschrieben.

Gott, guter Vater,

Schöpfer des Lebens und der Geschichte,

wir danken dir für das wunderbare Geschenk

der Gemeinschaft unter deinen Söhnen und Töchtern.

Zusammen versuchen wir,

in Solidarität und Liebe eine neue Welt zu bauen.

Jesus, gesandt vom Vater,

lehre uns Ja zu sagen zur Liebe,

zur Solidarität, zur Barmherzigkeit

und zur Sendung, dein Wort allen Menschen zu verkünden.

Heiliger Geist,

mache uns zu authentischen Zeugen des Evangeliums;

wir wollen seine Freude leben und verkünden.

Die Gemeinschaft der Gläubigen

der Kirche in der Schweiz und in Bolivien

soll ein sichtbares Zeichen deiner Liebe

und deiner Zuwendung sein,

damit alle Menschen dieser Erde glücklich werden.

Segne unsere Familien und Gemeinschaften,

schau auf unsere Träume und Hoffnungen.

Maria, unsere Mutter und Mutter der Kirche,

begleite uns auf unserem Weg.

Durch Jesus Christus, unseren Herrn

Amen

 

 

 

 

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